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Von der Kakaobohne zur Tafelschokolade

Aktualisiert: 15. Sept.

Im vorherigen Bericht "Die Kakaoernte - Handarbeit von der ersten Minute an" haben wir die Kakaobohnen auf ihrer Reise vom Baum bis zur Fermentation begleitet.  Von der mühevollen Handarbeit, dem Wenden in der Sonne und dem Reifen in den Kisten – jeder Schritt geprägt von Geduld, Erfahrung und Sorgfalt – haben sie nun bereits eine weite Reise hinter sich. In schweren Jutesäcken verladen, überqueren sie die Meere und erreichen schließlich Europa.



Kakao Jutesäcke


Hier, fernab der tropischen Plantagen, beginnt ihr zweites großes Abenteuer: die Verwandlung von einer unscheinbaren Bohne in zartschmelzende Schokolade. Jeder Arbeitsschritt – vom Rösten bis zum Formen – ist geprägt von Sorgfalt, Erfahrung und viel Fingerspitzengefühl. Und genau hier setzen wir nun unsere Reise fort.



Ankunft und erste Auswahl


Wenn die Säcke geöffnet werden, liegt sofort ein unverwechselbarer Geruch in der Luft – eine Mischung aus Fermentation, Holz, Erde und ein Hauch von exotischer Frische. Jede einzelne Bohne wird nun mit geschultem Blick geprüft. Nur die besten Bohnen dürfen ihren Weg fortsetzen, denn jede kleine Unregelmäßigkeit könnte den feinen Geschmack stören.



Rösten – die Geburt des Schokoladenaromas


Die ausgewählten Bohnen wandern nun in den Röster. Dort beginnt einer der spannendsten Momente: Langsam steigt die Hitze, die Bohnen knistern leise, und der Raum füllt sich mit einem Duft, der an geröstete Nüsse und Karamell erinnert.


Je nach Temperatur und Dauer entsteht ein ganz eigener Charakter – mal kräftig und herb, mal weich und mild. In diesem Moment wird aus der unscheinbaren Bohne das, was wir später als unverwechselbares Schokoladenaroma wahrnehmen.



Ungeröstete Kakaobohnen



Brechen und Schälen – der Schatz im Inneren


Nach dem Rösten werden die Bohnen aufgebrochen. Ein trockenes Knistern begleitet diesen Schritt. Die Schalen lösen sich und geben den Kern frei: die Kakaonibs. Diese kleinen Stückchen schmecken intensiv, leicht bitter und sind schon jetzt ein reines Naturprodukt voller Geschmack.



Mahlen – aus Festem wird Flüssiges


Nach dem Rösten und Schälen der Bohnen werden die Kakaonibs in den Melangeur gegeben – eine Art feines, sich drehendes Mahlwerk. Dort werden die kleinen Stückchen langsam zerkleinert und durch die Reibung leicht erwärmt. Die enthaltene Kakaobutter beginnt zu schmelzen, und aus den harten Nibs entsteht nach und nach eine dickflüssige, glänzende Kakaomasse.



Der Melangeur übernimmt dabei gleich zwei Aufgaben auf einmal:


  1. Feinmahlung: Die groben Nibs werden so lange zermahlen, bis die Masse samtig und homogen ist.

  2. Verfeinerung der Schokolade: Zugleich können Zucker, Milchpulver oder zusätzliche Kakaobutter eingearbeitet werden, sodass die Schokolade schon hier ihre spätere Geschmeidigkeit und den charakteristischen Geschmack annimmt.


Wenn man neben einem laufenden Melangeur steht, spürt man fast, wie sich die rohe Bohne in eine weiche, aromatische Masse verwandelt – ein faszinierender Moment, bei dem die Zukunft jeder Tafel Schokolade Gestalt annimmt.


Es entsteht die Kakaomasse, eine dicke, dunkle Creme aus Kakaobutter und Kakaotrockenmasse. Der Duft ist jetzt überwältigend – ein tiefer, reiner Schokoladenduft, der den ganzen Raum erfüllt.



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Mischen – die Handschrift der Rezeptur


Nun entscheidet sich, welche Schokolade entstehen soll. Der Kakaomasse werden Zucker, Milchpulver, Vanille oder zusätzliche Kakaobutter beigefügt. Jede Zutat verändert den Charakter: Zartbitter bleibt kräftig und edel, Vollmilchschokolade wird süßer und cremiger, weiße Schokolade erhält durch reine Kakaobutter ihre helle Eleganz.


Hier zeigt sich die Handschrift der Chocolatiers – jedes Rezept ist einzigartig.



Conchieren – Geduld, die man schmeckt


Jetzt beginnt ein Prozess, der Zeit und Hingabe verlangt: das Conchieren. Über viele Stunden, manchmal sogar Tage, wird die Schokoladenmasse bewegt, belüftet und durchwärmt. Dabei verschwinden unerwünschte Bitterstoffe, Aromen verbinden sich und die Masse wird immer glatter.


Wer neben einer Conche steht, spürt die Geduld, die in diesem Schritt steckt – und versteht, warum gerade hier der zarte Schmelz entsteht, der die Schokolade später so unvergleichlich macht.


Die Technik des Chonchierens revolutionierte im 19. Jahrhundert die Schokoladenwelt, genaueres hierzu lesen Sie in unserem Blogbeitrag: "Zeitreise durch die Welt des Kakao - Teil 3"



Temperieren – Glanz und Knack


Bevor die Schokolade in Formen gegossen wird, muss sie temperiert werden. Ein präzises Spiel von Erwärmen, Abkühlen und Wiedererwärmen sorgt dafür, dass die Kakaobutter in ihrer schönsten Form kristallisiert.


Das Ergebnis: glänzende Tafeln mit perfekter Struktur, die beim Brechen ein sattes „Knack“ von sich geben – ein kleines, aber unverwechselbares Versprechen für höchsten Genuss.



Formen und Abkühlen – die Geburt der Tafel


Zum Schluss wird die flüssige Schokolade in Formen gegossen. Beim Abkühlen erstarrt sie langsam, zieht sich leicht zusammen und löst sich sauber aus der Form. Der Moment, wenn die fertige Tafel aus der Form gleitet, ist jedes Mal ein kleines Wunder – glänzend, glatt und bereit, Freude zu schenken.



Tafelschokolade



Von der Kakaobohne zur Tafelschokolade - Ein langer Weg für einen kurzen Genussmoment


Von der tropischen Schote bis zur glänzenden Tafel ist es ein Weg voller Sorgfalt, Hingabe und Handarbeit. Jede Phase prägt den Geschmack, jede Entscheidung ist spürbar im Ergebnis.


Und vielleicht schmeckt die nächste Tafelschokolade, die Sie genießen, noch ein kleines Stück besser, wenn Sie wissen, welch lange Reise die Kakaobohne in Ihrer Tafelschokolade hinter sich hat...

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